Ich möchte dir den Jojo-Effekt anhand einer persönlichen Geschichte näher bringen. Es ist nicht meine persönliche Geschichte, aber ich war lange mit dabei. Wieso ich nicht geholfen habe wirst du dich am Ende fragen? Ich wollte. Nicht nur einmal hat mich das schlechte Gewissen geplagt und ich mich in meiner Position als Trainer hinterfragt. Aber die Versuche zu helfen habe ich irgendwann aufgehört zu zählen. Nicht jeder möchte sich helfen lassen. Mit diesen Aussagen spoilere ich ein bisschen, denn Stand jetzt hat die Geschichte kein Happy End. Das ist auch gar nicht schlimm, wenn DU dich richtigen Schlüsse ziehst, dann kann auch diese Geschichte ein Happy End haben – zumindest für dich.

Jeder, der schon versucht hat mit einer oder mehreren Diäten sein Wunschgewicht zu erreichen, wird sich oder jemanden aus seinem Umfeld bis zu einem gewissen Stadium sicherlich irgendwo in dieser Geschichte wieder finden. Sie fängt harmlos an.

Der Jojo-Effekt – dicker und krank durch Diäten

Ralf (er heißt natürlich nicht Ralf) möchte für den Abiball abnehmen. Er treibt aktuell regelmäßig Sport in der Woche, drahtig war er noch nie dafür weiß er die süßen Dinge des Lebens einfach zu sehr zu schätzen. Er ist aber grundsätzlich fit, ein guter Sportler. 78kg zeigt die Waage an, an Tag X sollen es aber nur 75kg sein. Laut ihm das perfekte Gewicht bei einer Körpergröße von 1,83m. Seine Wahl fällt auf eine Low Carb Diät. Das low ist ihm aber zu wenig extrem. Er macht eine No Carb Diät!
Kurz und extrem so muss es funktionieren. An Tag X zeigt die Waage 75kg an, er hat sein Ziel erreicht. Wie er dahin gekommen ist? Immer wieder gab es regelrechte Heißhungerattacken nach Laufeinheiten in denen er alles in sich hineinstopft was Zuhause essbares bereit liegt. Egal, ab morgen dann wieder radikal. Das Zielgewicht hält er übrigens keine zwei Tage. Egal für diesen einen Tag bzw. Moment stand die richtige Zahl auf der Waage. Der Erfolg gibt ihm, er gibt sich und seiner Methode recht.

 

Diät inklusive Jojo-Effekt: je radikaler desto besser

Dieses Prozedere wiederholt sich in den kommenden 15 Jahren immer wieder. Was sich ändert ist das Ausgangs- sowie Zielgewicht von Ralf.

Ist Gewicht: 82kg
Neues Zielgewicht: 78kg
75kg ist unrealistisch und für seine Größe auch eigentlich zu dünn. 78kg ist das perfekte Gewicht auch nach BMI!

Ist Gewicht: 87kg
Neues Zielgewicht: 80kg
80kg glatt das ist ein gutes Ziel und machbar unter 80kg muss auch nicht sein.

Ist Gewicht: 92kg
Neues Zielgewicht: 85kg
Über 90kg?! Nein das geht ja gar nicht, da muss sich etwas ändern! Das ist einfach nur Fett und unsportlich, bah! (das sind nicht meine Worte, ich zitiere nur)

Mein letzter Stand:
Ist Gewicht: 112kg
Zielgewicht: unter 100kg
Die Zahlen sprechen für sich.

Diät: Ja! Gewohnheiten: Nein!!

Was ist in all diesen Jahren alles passiert:
– forderndes und stressiges Studium wurde begonnen und abgeschlossen
– Nebenjob inklusive Nachtschicht
– arbeitsintensiver Job mit extrem hohen Stresslevel inklusive 3 – Schicht – System
– Sport wurde nach und nach runtergeschraubt, Lebensstil generell deutlich weniger aktiv
– Hausbau, Hochzeit, Familiengründung
– was nicht nur blieb, sondern durch den Stress nur noch mehr wurde: die Lust an ungesunden Essen,
– neue Gewichtsbestmarken sollten mit noch drastischeren Methoden und radikaleren Diäten angegangen werden
– extrinsische Motivation: Geldwetten um an Tag X das vereinbarte Gewicht auf die Waage zu bringen
– mehrfache Shake Diäten
– 2-3x die Woche Sport wurde 1x für mehr als 14 Tage durchgehalten, 1x.
– Versicherung fordert den Höchsttarif, da die Gesundheitsdaten ihn in die Hochrisiko Gruppe für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einordnen

Meine Empfehlungen:
Immer wieder wurde ich bei einem Neustart einen aktiveren und gesünderen Lebensstil zu pflegen mit einbezogen. Zur Überraschung (Achtung Ironie) aller änderte sich aber mein Fahrplan in all den Jahren nie. Es muss ein System etabliert werden. Es darf keine extremen Ausschläge mehr geben – weder in die gesunde noch in die ungesunde Richtung. Ersteres endete nämlich immer nur in einem extremen Jojo-Effekt. Eine Fallhöhe muss definiert werden. Was meine ich damit: egal wie stressig die Woche ist 1 oder 2 Termine in denen 30 – 60 Min Sport gemacht wird müssen feststehen und sind nicht verhandelbar. Nein, nicht direkt 4 oder 5 sondern 1-2x pro Woche Sport. Ein Minimum etwas, das nicht verhandelbar ist. Gesunde Gewohnheiten müssen etabliert werden. Der 23+EINS Guten Morgen Drink, ein Frühstück das hauptsächlich aus Eiweiß und gesunden Fetten besteht. Brot bzw. generell Teigwaren für die nächsten Wochen komplett verbannen und dann langsam in Maßen einbauen. Schritt für Schritt gute Gewohnheiten etablieren.

Zu wenig für Ralf. Zu wenig Sport. Zu wenig Regeln. Zu wenig radikal. Zu wenig Diät.
Wieso nur das Frühstück?! Wieso nicht alle Mahlzeiten direkt ändern?!v

Die langweilige Variante

Im Idealfall machst du erst gar keine Diät. Ich weiß es klingt langweilig und unspektakulär. Jeder wartet auf diese eine Pille, dieses eine Superfood, diese eine perfekte Lösung, die im besten Fall auch noch ganz leicht ist um endlich fit und gesund zu sein. Das Ding ist: eigentlich ist es ganz simpel, aber nicht einfach. Jeden Tag triffst du Entscheidungen, die dein Wohlbefinden und deine Gesundheit positiv oder auch negativ beeinflussen können. Nehmen wir das Beispiel Mittagspause: du kannst dich für Pizza, Döner oder Pommes entscheiden oder du entscheidest dich 1x die Woche für eine der Varianten und an den anderen wird es ein Salat mit Hähnchen, Thunfisch oder Gambas. Es beginnt mit EINER Entscheidung, die Summe deiner Entscheidungen der letzten Jahre haben dich jetzt dahin gebracht, wo du jetzt bist.
Dir muss eins ganz klar bewusst werden: Niemand, wirklich niemand wird kommen um dich zu retten. Deine Eltern nicht, dein Partner kann es auch nicht für dich machen, dein Arzt schon gar nicht und auch kein Trainer. Du musst für dich und deine Gesundheit die Verantwortung übernehmen. Wenn du jeden Tag aufs neue gute Entscheidungen für dich und deine Gesundheit triffst – dann wird der Jo-Jo Effekt für dich doch nur ein Mythos bleiben!

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